Familienpaten wie in Aachen – eine Antwort auf die heutige Situation von Familien?

Evaluation der Katholischen Hochschule Aachen untersucht Projekt

blick-von-auxen.jpg (c) Thomas Hohenschue (Ersteller: Thomas Hohenschue)
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Datum:
Mi. 19. Aug. 2009
Von:
Thomas Hohenschue
Welchen Beitrag leistet ein Netz von ehrenamtlichen Familienpaten, wie es zum Beispiel in Aachen geknüpft wird, zur Familienfreundlichkeit unserer Gesellschaft? Unter dieser Fragestellung haben zwei Studentinnen der Katholischen Hochschule NRW, Abt. Aachen, das Projekt „Familienpaten“ untersucht.

Dieses Projekt führt Aachener Familien, welche Woche für Woche eine Entlastung im Alltag benötigen, mit Frauen und Männern zusammen, die eine solche Entlastung gerne bieten. Stefanie Berndt und Ute Nett haben ausgewählte Vertreterinnen und Vertreter beider Gruppen in Interviews befragt.

Die Ergebnisse dieser Untersuchungen geben Aufschluss darüber, was eine gute Antwort auf die veränderten Rahmenbedingungen für Familien sein kann, gerade mit Blick auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Solche Erkenntnisse sind für Städte wie Aachen, welche die Familienfreundlichkeit als Zukunftsfrage entdeckt haben, außerordentlich bedeutsam, unterstrich Prof. Barbara Krause, welche die Diplomandinnen begleitete.

Ein Stichwort, das den Studentinnen bei ihren Untersuchungen begegnete, lautet: Wie lassen sich die Folgen der heute geforderten Mobilität abfedern? Oft fehlt es auch gut ausgebildeten Frauen und Männern an den nötigen sozialen Netzen, um ihre Familienphase gut zu gestalten. Denn wenn der Arbeitsmarkt einen Wechsel des Lebensmittelpunktes erfordert, bleiben die alten Netze zurück – und neue aufzubauen, braucht Zeit und Energie, die nicht immer ausreichend da ist.

Familienpaten schenken Zeit und entlasten Familien – ein neues Netz entsteht

Ehrenamtlich engagierte Patinnen und Paten springen ein in die Rolle von Großeltern, Nachbarn, Freunden. Sie entlasten mit ihrer Lebenserfahrung und Bereitschaft, Zeit zu schenken, die Familien enorm und erhalten ihrerseits eine Menge an Bestätigung und Aufmerksamkeit zurück. So entwickeln sich tragfähige soziale Beziehungen zwischen den Paten und den Familien. Es entsteht ein neues solidarisches Netz, quer durch Aachen, getragen von Bürgerinnen und Bürgern.

So selbstständig und selbstbewusst die Paten auch ihre Aufgabe und Rolle wahrnehmen, so wenig wollen und können sie auf die kompetente Begleitung durch die beiden hauptberuflichen Projektmitarbeiterinnen verzichten. Diese vermitteln zunächst – mit einer ausgesprochen guten Hand – den Kontakt zu einer passenden Familie. Sie organisieren bedarfsgerecht Schulungen und den Erfahrungsaustausch unter den Paten. Und sie stehen mit ihrem Fachwissen und ihrer Erfahrung zur Verfügung, wenn es beim ehrenamtlichen Einsatz einmal haken sollte.

Beide Ergebnisse – die Wirksamkeit des ehrenamtlichen Einsatzes und die Bedeutung eines guten Zusammenspiels mit hauptberuflichen Kräften – interessieren die Katholische Hochschule sehr für die weitere Ausbildung der Fachkräfte in der Sozialen Arbeit. Denn immer häufiger wird es für künftige Absolventen darum gehen, mit Ehrenamtlichen gesellschaftliche Aufgaben zu gestalten. Da kann man, so das Ergebnis der Evaluation, viel von dem Aachener Projekt lernen. Das wiederum freut auch die Träger des Angebots, den Katholischen Verein für soziale Dienste (SKM) und den Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) in Aachen.

Aktuell betreuen 62 ehrenamtliche Patinnen und Paten 60 Aachener Familien, weitere zehn Frauen und Männer werden auf ihren Einsatz vorbereitet. Nähere Informationen zum Projekt gibt es im Internet unter www.familienpatenschaften-aachen.de sowie bei den Projektmitarbeiterinnen Eva-Maria Wagner, Tel. 0241/41355-527, und Marion Scheins, Tel. 0241/41355-529.