von Rolf Hohl
Georg Helg fand am Mittwochabend die richtigen Worte. "Ehrenamt macht reich - nicht an Geld, aber an Menschlichkeit", sagte der zweite Vorsitzende des Rathausvereins anlässlich des traditionellen Neujahrsempfangs für die Aachener Vereine im Krönungssaal, bei dem auch der Ehrenamtspreis der Stadt Aachen verliehen wurde.
Diese Auszeichnung wurde in diesem Jahr gleich in doppelter Ausführung vergeben. Zum einen ging sie an Gertrud Zimmermann vom Frauennotruf Aachen. Zum anderen wurden die ehrenamtlichen Patinnen und Paten der Familienpatenschaften vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und vom Katholischen Verein für soziale Dienste in Aachen (SKM) geehrt. Beschwingte Auftritte der Musikgruppe "Trio da musica" in der guten Stube der Stadt sorgten für einen angemessenen und festlichen Rahmen für die Ehrung alle jener, die im Alltag nur wenig Würdigung erfahren.
Vor rund 400 Gästen lobte Helg die Bereitschaft aller Ehrenamtlichen, sich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. "Gerade in Zeiten knapper Haushalte fehlt häufig das Geld für Kultur, Sport und soziale Projekte", sagte er. Helg engagiert sich selbst seit Jahrzehnten in verschiedenen Vereinen. Wie jedes Jahr, erhielten die Preisträger des Ehrenamtspreises das Karlssiegel der Stadt Aachen sowie einen Geldbetrag in Höhe von 500 Euro, welcher den jeweiligen Projekten zugutekommen soll.
Gertrud Zimmermann, die am Dienstag 80 Jahre alt wurde, war die erste Preisträgerin. Sie ist seit 2008 ein unverzichtbares Mitglied des Frauennotrufs. Um die dort anfallenden Buchungsarbeiten erledigen zu können, hat sie im hohen Alter noch ein Buchhaltungsprogramm erlernt und arbeitete darüber hinaus an einem Projekt zur Thematisierung von Kriegstraumata und an Angeboten für ältere Frauen mit. "Sie selbst hat als Kind im Krieg miterlebt, dass Frauen Gewalt angetan wurde. Heute trägt sie mit ihrem ehrenamtlichen Engagement dazu bei, dass Frauen, denen dieses Schicksal widerfährt, Unterstützung und ein offenes Ohr finden", begründete Oberbürgermeister Marcel Philipp die Ehrung und überreichte "Trudi" Zimmermann dazu das Karlssiegel mit Urkunde.
Gleich als ganze Gruppe wurden die Patinnen und Paten von SkF und SKM ausgezeichnet. Die ehrenamtlichen Mitglieder der beiden katolischen Vereine unterstützen und entlasten Familien in Problemsituationen. Dazu gehört etwa gemeinsames Spielen, Singen oder Basteln mit den Kindern oder Hilfe bei Behördengängen und Arztbesuchen. Eine Unterstützung, die oft weit in den intimen Daseinsbereich der Familien führen kann - und darum den Helfern besonders viel Sensibilität und Empathie abverlangt. "Es ist schön, dass es Menschen gibt, die Müttern und Vätern in schwierigen Situationen Hilfe anbieten und leisten, obwohl sie das gar nicht müssten", sagte OB Philipp in seiner Laudation. Stellvertretend für die beiden Vereine und alle anderen Ehrenamtlichen, die sich für das Wohl der Stadt verdient gemacht haben, zeichnete er auch Eva-Maria Wagner und Marion Scheins mit dem Karlssiegel aus.
Der Ehrenamtspreis wird bereits seit 2012 verliehen. Jedes Jahr folgen zahlreiche Leute dem Aufruf des Oberbürgermeisters, Ehrenamtliche für den Preis vorzuschlagen. Damit soll der soziale Zusammenhalt gestärkt werden - ein Anliegen, das wohl auch in Zukunft nicht an Bedeutung verlieren wird.