„Für mich ist das die reine Freude“

Warum sich Frauen als Patinnen für Aachener Familien engagieren – Aufruf geht in die nächste Runde

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Datum:
Mi. 4. Feb. 2009
Von:
Thomas Hohenschue
Aachener Familien verlässlich durch ein wenig eigene Zeit zu entlasten: Diese Idee läuft bei vielen Leuten offene Türen ein. So engagieren sich bereits 55 Ehrenamtliche im Projekt Familienpatenschaften. Der Bedarf ist allerdings so groß, dass die Verantwortlichen einen weiteren Aufruf starten.

Irene Willekens weiß genau, wie sie den Alltag sinnvoll gestaltet. Auf ihren Ruhestand hat sich die ehemalige Berufsschullehrerin gut vorbereitet. Sie möchte ihren Lebensrhythmus beibehalten, die Vormittage mit ehrenamtlichen Aktivitäten füllen.

Mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sie ihr ganzes Berufsleben zu tun gehabt, jetzt nimmt sie andere Menschen in den Blick. Einerseits lässt sie sich zur ehrenamtlichen Hospizhelferin ausbilden. Andererseits setzt sie sich seit zwei Jahren für eine Familie mit vier Kindern ein.

„Ich mache mit den Kindern das, wozu die Eltern keine Zeit haben“, erzählt Willekens. Sie geht mit den Kleinen viel an die frische Luft. „Ich bin selbst ein Bewegungsmensch“, lacht sie. Die lebensfrohe Frau entlastet so auch die Mutter, die bei vier Kindern ganz schön viele Termine unter einen Hut bringen muss.

Das Engagement als Patin erfüllt Willekens. „Für mich ist das die reine Freude“, bekennt sie, „ich gehe da so gerne hin.“ Sie ist selbst Mutter zweier Kinder und seit kurzem auch frisch gebackene Großmutter. „Mein Einsatz in der Familie war eine super Vorbereitung auf diese neue Zeit“, lächelt sie und unterstreicht zugleich, dass sie der Familie die Treue hält. „Alle Seiten haben etwas davon. Ich erhalte soviel zurück, zum Beispiel, wenn mich die Kinder anstrahlen.“

Eine Runde im Viertel, dann Spielen zu Hause

Dieses Gefühl kennt Erika Schütz auch. Einmal in der Woche holt sie ihr Patenkind ab. „Wenn der Junge mittags ausgeschlafen hat, steht er schon oben am Treppengeländer und kräht mir durch den Flur entgegen“, erzählt die 65-jährige freudig. Sie drehen dann gemeinsam eine Runde durchs Viertel. Auf der Route liegt ein Spielplatz, auf dem ausgiebig getobt wird. Dann geht es nach Hause, und da ist auch ihr Ehemann gefordert. Ihn hat der Junge sehr ins Herz geschlossen.

Erika Schütz ermöglicht der jungen, auf sich allein gestellten Mutter des Kindes mit ihrem Einsatz eine dringend benötigte Auszeit. Oft kann die Patin – ebenfalls pensionierte Lehrerin – etwas von ihrer Erfahrung und ihrer Gelassenheit weitergeben, wenn es gewünscht wird. Schütz mischt sich nicht in die persönlichen Angelegenheiten der Mutter ein und übt sich in der Disziplin, nicht jederzeit die Ärmel hochzukrempeln, auch wenn es in den Fingern juckt. Denn das würde die kleine Familie nicht wirklich unterstützen.

„Es müsste soviel selbstverständlicher sein, in der Nachbarschaft zu helfen“, sinniert Schütz über die Hintergründe des Projektes. „Das wird hier so sorgfältig organisiert. Aber eigentlich müsste es so etwas in jedem Stadtteil geben.“

Informationsabend für Interessierte

Wer sich als Familienpate engagieren möchte, ist herzlich zu einem Informationsabend eingeladen: am Donnerstag, 12. Februar, 18 Uhr im Haus des SKM, Heinrichsallee 56, Aachen. Dort werden auch bereits aktive Paten aus ihrer ehrenamtlichen Arbeit berichten.

Nähere Infos gibt es bei den Projektmitarbeiterinnen Eva-Maria Wagner, Tel. 0241/41355527, und Marion Scheins, Tel. 0241/ 41355-529, sowie im Internet unter www.familienpatenschaften-aachen.de.